Aufzucht unserer Nachzuchttiere
Schlupf einer Breitrandschildkröte

Nachdem die kleinen Schildkröten ihre Eischalen verlassen haben, bleiben sie, bis sie ihren Eidotter komplett resorbiert haben, im Inkubator, in kleinen Schalen, auf feuchtem Küchenpapier. Dies kann manchmal mehrere Tage dauern. Ist der Nabel geschlossen, können die Kleinen den Inkubator verlassen.

Behältnis für die Aufzucht:

Nach einem ausgiebigen Bad in lauwarmem Wasser, bei dem die kleinen Kröten ihren Durst stillen, beziehen sie ihr erstes Zuhause, eine Plastikwanne, ca. 18 cm hoch, 70 cm lang und 40 cm breit. Die Wanne ist etwa 10 cm hoch gefüllt mit Garten- und Walderde. Die Erde wird in der Tiefe ständig feucht gehalten. Die Einrichtung besteht aus Rindenstücken, als Schlaf- und Versteckplatz, auch ganz prima zum Klettern geeignet. Steine, Holzstücke und eine kleine Wasserschüssel ( z.B. Dosendeckel oder im Boden eingegrabene Tonschüssel, gefüllt mit kleinen Kieseln ) sind weitere Einrichtungsgegenstände. Die Wasserschüssel wird der Größe der Tiere angepasst und immer so gewählt, daß die Tiere zwar baden und trinken können, aber nicht ertrinken, denn Schildkröten fallen mit Begeisterung immer in der Wasserschüssel auf den Rücken. Das Trinkwasser wechsle ich mindestens zweimal am Tag, da die Tiere es auch lieben, im Trinkwasser Kot und Urin abzusetzen.
Die Plastikwanne wird mit einem oder mehreren Spots beleuchtet. Eine Stelle des Behältnisses wird dabei auf 40°C bis maximal 45 °C erwärmt. Im restlichen Aufzuchtbehältnis ist die Temperatur niedriger, so daß die Schildkröten zwischen Temperaturzonen wechseln können. Die Vorzugstemperatur der kleinen Schildkröten liegt bei 35 °C.
Der Standort ist hell, aber nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt. Schildkröten lieben Sonne und Wärme, müssen sich aber übermässiger Wärme auch entziehen können. Gefüttert wird an unterschiedlichen Stellen, damit die Kleinen auch Bewegung haben. Außerdem ändere ich die Einrichtung ab und zu, dann gibt es wieder Neues zu entdecken.
Einmal pro Woche ist Badetag!
Während der Unterbringung im Haus werden die Schlüpflinge dreimal pro Woche mit einer Osram-Ultra-Vitalux Lampe bestrahlt, jeweils 15 - 20 Minuten aus 1m Entfernung. So erhalten sie das für den Stoffwechsel notwendige UV-Licht.
Wichtig: der Behälter sollte oben offen sein und keine Bodenheizung haben!


Testudo hermanni
Nach etwa 14 Tagen wechseln die Babys in ihr Frühbeet mit angeschlossenem Freigehege.
Gehege für Babyschildkröten:

Unsere Babys leben in einem sonnigen Gehege mit eingegrabener Holzumrandung. In dem etwa 3 qm großen Gelände ist ein 1,5 qm großes Frühbeet integriert. Dessen Bodengrund wurde tief ausgehoben, Hasendraht verlegt und mit einem Gemisch aus Walderde, Sand und Pinienmulch wieder aufgefüllt. Die weitere Einrichtung besteht wieder aus Borkenstücken, Wurzeln und, bei den Kleinen sehr beliebt, Badematten aus Schilf. Das Frühbeet hat zwei von innen verschließbare Ausgänge mit Plastikvorhängen. Gegen zu niedrige Temperaturen schützt ein Baustrahler, der durch einen Thermotimer gesteuert wird. Ein automatischer Fensteröffner schützt vor Überhitzung. Es wird keine Bodenheizung verwendet, da Wärme von unten unnatürlich und daher nicht wünschenswert ist !
Der Bodengrund des Frühbeetes wird immer feucht gehalten.

Das Freigelände ist mit schattenspendenden Gewächsen bepflanzt, wie zum Beispiel Lavendel, Thymian, Salbei und kleinbleibende Koniferen.Wildkräuter, wie Löwenzahn, Wegerich, Klee sind ausgesät und Baumwurzeln und Steine bieten Versteck- und Klettermöglichkeiten.

Das Freigehege ist mit einem Teichnetz nach oben abgedeckt, um die kleinen Schildkröten vor Vögeln, Katzen, Hunden, Mardern, Ratten und anderen Räubern zu schützen.
Testudo marginata im Freiland
Die Überwinterung:

Die Babyschildkröten bleiben in ihrer Anlage, bis sie Ende November ihre erste Winterruhe beginnen. Sie bereiten sich im Freiland darauf vor, stellen ihre Nahrungsaufnahme ein und vergraben sich im Frühbeet. Von dort wechseln sie direkt in den Kühlschrank um bei 4 - 6 °C zu überwintern.

Nach etwa zwei Monaten Winterruhe werden die Schlüpflinge aus dem Kühlschrank genommen. Langsam wird ihre Umgebungstemperatur gesteigert, bis sie schliesslich wieder im Haus in ihrem Aufzuchtbecken untergebracht werden.
Ab Mitte März beziehen die Jungtiere wieder ihre Freilandanlage.
Sowohl im Frühbeet als auch bei der Unterbringung im Haus achte ich sehr auf ein immer feuchtes Substrat.

Futter für die Babykröten:

Unsere Schlüpflinge werden genauso gefüttert wie ihre Eltern, es gibt also ausschließlich Grünfutter, wie zum Beispiel verschiedene Gräser, Wegerich, Löwenzahn, Ferkelkraut, Brennessel, Klee usw., möglichst abwechslungsreich und nicht zu viel ! Kleingeschnittenes Heu steht immer zur Verfügung. Das Grünfutter wird oft noch mit eingeweichten Heupellets ( Agrops) überstreut. Als Delikatesse gibt es ab und zu Blüten von Hibiskus, Nachtkerze oder Topinambur.
Sepiaschalen werden bei uns auch von den Schlüpflingen sehr gerne benagt, sie liegen immer im Gehege, bzw. Sepia wird auch über das Futter geraspelt, ebenso gemahlene und mikrowellen-behandelte Eischalen von unseren eigenen Hühnern.
Wir füttern kein Obst und kein Gemüse, auch keine Vitamine und Mineralstoffe.
Testudo hermanni
28.12.2003